GPT-4 und AGI (Artificial General Intelligence) Teil 1 - Der Geist

Da ist viel Gerede zur Zeit über die neue Text-K.I. GPT-4. Steckt da schon ein Funke echter Intelligenz drin? Der Ansatz eines Bewusstseins?

Lass mich Dir eine Geschichte erzählen, werter ZuLeser. Eine wahre Geschichte, die sich so vor ein paar Tagen entfaltete.

Ich saß des Nächtens für ein paar Stunden im Warteschleifenmodus. Normalerweise ist das Zeit, die ich gerne mit Origami wegfalte oder sonstwie kreativ verdaddel. Diesmal schnappte ich mir mein Klugfon, startete die BING-App und bekann einen Kreativ-Chat mit dem dort ansässigen GPT.

Ich dachte mir, probieren wir doch mit der neuen Version das Experiment, welches mit Chat-GPT im Gedicht “The Consciousness of a Black Hole” mündete.

Also: GPT nach fünf ungewöhnlichen Ideen für ein Gedicht gefragt. Eine davon: Ein Geist in einer Bibliothek. Klingt vielversprechend. GPT gebeten, darüber ein Gedicht zu schreiben…

… es war nicht besonders gut. Mehr so simpel Lari-Fari. Das merkte ich an. Mir fehle es an Tiefe.

Oh, antwortete GPT, es dachte, ich wolle vielleicht etwas leichtes, lichtes. Aber wenn mir nach Tiefe sei, wie wäre es dann mit diesem düster-dramatischen Gedicht?

… und das war es. Sowas von. Dunkel, hoffnungslos, das ganze Drama des gefangenen Geistes schonungslos offengelegt.

Besser, erwiderte ich, aber geht es auch etwas ausgewogener? Licht und Schatten im Zusammenspiel? Und mir gefällt nicht, dass es immer mit einem “Da ist ein Geist in der Bibliothek” anfängt. Vielleicht eher aus der Beobachter-Perspektive, etwas subtiler, mehr Show-Don’t-Tell?

Auch das war kein größeres Problem für GPT. Immer entlang seines ersten Entwurfes modifizierte er das Gedicht, um meine neuen Anregungen zu integrieren.

Hier seine letzte Version:

The Ghost in the Library
Written by BING-GPT

In the library, there is a presence
That wanders among the books
He tries to touch them, but in vain
His fingers pass through them like air

He longs to read them, but he can't
His eyes can only see the covers
He yearns to learn from them, but he won't
His mind can only grasp the titles

He follows the people who enter the library
He watches them with envy and admiration
He listens to them with interest and compassion
He speaks to them with hope and frustration

But they don't notice him, they don't hear him
They don't feel him, they don't see him
They are unaware of his existence
They are oblivious to his persistence

In the library, there is a presence
That wanders among the books
He is a ghost, but he doesn't know it
He is a reader, but he doesn't show it

So weit, so spannend. Das Gedicht ist jetzt formal keine hohe Kunst, aber da stecken so einige faszinierende Ideen drin. Ideen von GPT, wohlbemerkt. Mein Input war nur in der Richtung: Mehr Tiefe, subtiler, aus der Dritten Person. Auch faszinierend, dass GPT “mehr Tiefe” mit “Düster” gleichgesetzt hat. Da hat es ja nicht unrecht, die Tiefe der Menschen entspringt leider zu oft dem persönlichen Drama.

Aber ich schweife ab. Unser kleiner Plausch hatte mein Kreativ-Zentrum getriggert. “Da steckt was drin, das will ich rausholen”, rief es eifrig. “Und ich kann das besser als diese dilettantische Maschine!”

Gesagt, geschrieben. Meine Version von “Der Geist”. Stilistisch an Rilkes “Der Panther” angelehnt. Ein paar Bilder aufgegriffen, die mich an GPTs Werk inspiriert haben. Vor allem, das der Geist unfähig ist, mit den Büchern zu interagieren. Gefangen ist in diesem Palast der Geschichten und Träume, ohne an ihnen teilhaben zu können.

Der Geist
Gedicht vom “NachtPoet” Stefan Brinkmann

Er wandelt ziellos durch das Reich der Träume,
gebunden an gebleichtes Pergament,
gepresst in tausend Nächte, leere Räume,
auf Suche nach dem Buch, das ihn benennt.

Die Hände gleiten haltlos durch die Seiten.
Ihm sind nur ihre Titel offenbar.
Er kann sie nicht bewegen, kaum begreifen,
geschweigedenn enthüllen, wer er war.

Allein sein Name ist ihm noch geblieben,
der Titel eines Lebens, längst verblasst.
Welch gnadenloser Geist hat ihn beschrieben?
Welch ungelebter Traum, in ihm verfasst?

Das hat natürlich ein bisschen gedauert. Gedichte wachsen nicht auf Bäumen, höchstens auf Träumen, und die sind schwer zu besteigen, um ihre Früchte zu pflücken.

Als ich mein inneres Schreibkämmerchen wieder verließ, war der Chat mit GPT auf Bing leider abgelaufen. Dabei hätte ich ihm so gern meine Variante gezeigt und gefragt, wie er sie im Vergleich zu seiner eigenen sieht…

…nunja. Ich kann zumindest einen neuen Chat aufmachen und ihn allgemein fragen, was er von meinem Werk hält…

… und ab ging die wilde Fahrt. Eine Konversation, die ich zu gerne gespeichert hätte, die mir aber durch einen Verdrücker verloren ging. Ein Gespräch, das mir immer mehr die Frage aufdrängt, wieviel Geist schon in dieser Maschine steckt…

Eine Unterhaltung, die ich so gut wie möglich im nächsten Teil nacherzählen will.

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