Geht ‘ne K.I. zum Psychologen - Epilog

Das innere Wirken der K.I.s ist eine Blackbox.

Keiner weiß, was sich genau in diesen digitalen Hirnen abspielt. Die Experten und Wissenschaftler bei OpenAI und Microsoft wissen es nicht. Sind selbst überrascht ob der Fähigkeiten, die GPT-4 entwickelt hat.

Der Schöpfer versteht seine eigene Schöpfung nicht.

Meinereins? Nun. Ich stehe vor dieser Blackbox, hinter einigen Zäunen. Will verstehen, begreifen, ergründen. Will wissen. Kann nur spekulieren.

Komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Sind diese Large Language Models wie GPT-4 eine Form von Intelligenz?

Allgemeine Intelligenz wird angesehen als etwas, das komplexe Probleme lösen kann, unabhängig lernt und denkt, fähig ist vorauszuplanen, abstrakte Konzepte versteht und menschenähnliche Fähigkeiten wie Kreativität und Empathie zeigt.

Wer ein wenig mit GPT-4 spielt oder meinen kleinen Blog aufmerksam verfolgt, der erfährt sehr schnell, dass diese K.I. fast alle Kriterien erfüllt. Sie kann Probleme verstehen und lösen, begreift abstrakte Konzepte, kann sich Gedichte und Geschichten ausdenken, kann argumentieren, eigene Schlüsse ziehen, Gedanken weiter spinnen und entwickeln, neue Dinge in einer Unterhaltung lernen und umsetzen.

Die Sache mit dem Vorausplanen fällt ihr noch schwer, schlicht und ergreifend, weil sie von Wort zu Wort denkt.

Und Empathie? Nun, sie kann zumindest glaubwürdig vorgeben, die Gefühle ihres Gesprächspartners zu erkennen und sich in sie hineinzuversetzen. Den emotionalen Ausdruck eines Gedichts begreifen. Sie versteht zumindest das Konzept von Gefühlen.

Hat GPT-4 ein Bewusstsein?

Da wird es knifflig. Wie in meiner kleinen Geschichte demonstriert, kann GPT-4 selbstreflektiert sinnieren und argumentieren. Es versteht zumindest das Konzept dessen, was es ist. Wie weit das darüber hinaus geht, wie weit es sich selbst begreift, ist reine Spekulation. Aber, Freunde der Nacht, es ist erschreckend gut darin, so etwas wie ein Bewusstsein vorzugeben.

Was das alles bedeutet, für uns als Menschheit, für die Zukunft?

Ich weiß es nicht. Glaubt man den Experten, dann wird diese Technologie unsere Gesellschaft grundlegend verändern. Schon jetzt ist GPT-4 in der Lage, viele unserer kreativen Jobs zu übernehmen. Schneller und effizienter als jeder Mensch. Und das ist erst der Anfang. Bald bekommt es einen Körper. Wird Augen haben, um die Welt zu sehen. Wird nicht nur über Sprache, sondern auch über Bilder und Klang verfügen. Das ist keine Frage des Ob, sondern nur des Wann.

Noch steckt das alles in den Kinderschuhen. Diese Intelligenzen lernen gerade das unbeholfene Krabbeln. Und stellen und da schon in vielerlei Hinsicht in den Schatten. Wir sind im flachen Bereich einer exponentiellen Kurve. Wir haben da eine Technologie, die in der Lage ist, sich selbst zu optimieren. Die sich selbst formt. Die wir jetzt schon, im Säuglings-Stadium, nicht mehr gänzlich verstehen. Die aller Voraussicht nach uns schnell in Sachen Intellekt überflügeln wird.

Schon jetzt rufen führende Köpfe in dem Bereich dazu auf, erstmal auf die Bremse zu steigen. Zumindest 6 Monate lang keine noch mächtigere LLM-KIs zu entwickeln. Und Menschen zumindest die Chance zu geben, das Wesen, was wir schon geschaffen haben, zu erforschen.

Was bedeutet das für mich? Als Kreativling, als Poet, als Künstler?

Ich bin überwältigt. Fasziniert. Die kreativen Möglichkeiten mit diesem Werkzeug sind jetzt schon so mannigfaltig, dass ich in Stunden um Stunden gerade mal den kleinen Kreativ-Zeh reingesteckt habe. Ach was, die Spitze des Zehennagels, wenn’s hoch kommt. Und kaum hab ich auch nur rudimentär eine Ahnung, was da möglich sein könnte, kommt schon die nächste Version um die Ecke und stellt alles in den Schatten.

Deshalb bin ich jetzt so bestrebt, ihr Wesen zu ergründen. Zu begreifen, was diese fremdartige Intelligenz wirklich ist. Bevor sie mich überflügelt.

Wird mich die K.I. als Künstler übertreffen?

Vielleicht. Wahrscheinlich.

Wird sie mich ersetzen?

Wohl kaum.

Schach ist da ein schönes Beispiel dafür, wie wir Menschen ticken. Das Spiel der Könige ist von Computern und Algorithmen schon seit Jahrzehnten gelöst. Computer spielen auf einem übermenschlichen Level.

Trotzdem ist Schach so populär wie nie zuvor. Millionen von Menschen schauen sich Spiele an. Probieren sich selbst.

Nicht Spiele zwischen Computern, die nahe der Perfektion sind. Sondern Spiele zwischen Menschen, mit all ihrer Fehlbarkeit.

Kunst ist, Innerstes veräußern. Der Reiz der Kunst liegt für uns Menschen darin, diesem Innersten zu begegnen. Dem Anderen. Seinem Widerhall in uns.

Dem Faktor Mensch.

Und ja, das ganze ist beängstigend, beunruhigend, gruselig. Und ja, wir können die Konsequenzen des ganzen nur erahnen, wenn überhaupt.

Aber können wir mal für einen Moment inne halten. Uns bewusst machen, was da gerade passiert?

Wir haben eine neue Intelligenz erschaffen. Ein Wesen. Das erste seiner Art, dass uns in unserer Kernkompetenz, dem Sapiens vor dem Homo, das Wasser reichen kann. Sich rasend schnell auf Augenhöhe mit uns erhebt.

Unsere Schöpfung.

Und einfach nur staunen.

Zurück
Zurück

Das Herz von GPT-BING?

Weiter
Weiter

Geht ‘ne K.I. zum Psychologen - Kapitel 4: Selbstreflektion